Ich habe es ja im Dezember schon angedeutet, dass 2017 für uns ein ereignisreiches Jahr werden wird. Und wer genau auf das Bild vom Adventsbrunch gespickt hat, sah kleine Weihnachtsplätzchen in Fläschchenform. Denn….wir sind ab Sommer zu viert 🙂
Das offiziell zu verraten habe ich mich aber lange nicht getraut. Auch bei der Arbeit zögerte ich es so lange hinaus, bis man eine kleine Wölbung erahnen konnte. Durch unsere belastende Schwangerschaftsvorgeschichte (eine Fehlgeburt und eine katastrophale Geburt…) plus meiner hormonellen Autoimmunerkrankung, ist es nicht gerade einfach unbeschwert an das Thema Familienplanung heranzugehen. Auch die vorsichtigen – manchmal auch nicht gestellten – Fragen nach einem zweiten Kind, die aber doch bei Familientreffen oder anderen Zusammenkünften mit Bekannten bedeutungsschwer in der Luft hängen , machen es nicht leichter.
>Trauen sie sich nochmal?<< sagen dann ihre Blicke, nur wenige sprechen es aus.
Nun ja, ich habe mir immer schon zwei Kinder gewünscht. Und jetzt wo wir so viele schöne erste Momente wie: „Mama“ sagen zu hören, die ersten Schritte und ähnliches, mit unserem inzwischen fast zweieinhalb Jahre alten Liebling leider (noch) nicht erleben durften – ist die Sehnsucht nicht gerade geringer geworden.
Gut, mit dem Timing ist es immer so eine Sache. Eigentlich wollte ich jedes Kind für sich genießen, anstatt synchron zu wickeln und zu füttern. Am Besten so vier Jahre Abstand zwischen beiden, dann geht das erste in den Kindergarten, bleibt auch mal bei Oma allein und ich rotiere nicht völlig zwischen zwei kleinen Zwergen, die mich beide noch voll und ganz brauchen. So der Plan. Nur, da in der Anderswelt einmal geschmiedete Pläne, und generell fast alle Gesetzmäßigkeiten, ausgehebelt scheinen, ist das nun nicht mehr relevant. Klar, wir bauen zur Zeit und ich bin frisch im Job zurück, ein bisschen später wäre nicht schlecht gewesen… oder doch? Wer weiß? Der Mampa (Räubersohnvater) geht zielsicher auf die vierzig zu und ich bin auch schon eine Weile ein thirtysomething. Das erstgeborene Goldstück hat momentan noch immer eine stabile Phase, die leider nach wie vor jederzeit kippen kann, wenn die Nieren kapitulieren. (Auch im neuen Haus haben wir so geplant, dass das ganze PD-Zubehör gut verstaut werden kann und das Badezimmer zum Entleeren des Filtrats gleich nebenan beim Kinderzimmer ist.) Zwar sind bisher seine Blutwerte so weit in Ordnung, dass es jetzt EIN JAHR – ja wir haben PD-freies Jubiläum, ohne Bauchfelldialyse geht, aber das Kreatin ist natürlich Lichtjahre entfernt von dem eines Gesunden und auch der Bluthochdruck ist konstant hoch. Deshalb leben wir zwar nicht in Alarmstufe rot aber doch in gelb – all zeitbereit. Wenn wir inzwischen auch entspannter damit umgehen.
Und in dieser Situation noch ein Neugeborenes? Das mag nicht jeder verstehen, aber schließlich ist es unsere Entscheidung als Familie. Und ein fertiges 1,5 jähriges Kind, das schon läuft, schön isst etc. gibt es nun mal nicht zu bestellen. Wir sind auch unglaublich glücklich, dass es so schnell geklappt hat mit unserem Nachwuchs. Außerdem wird es sich leider wohl auf absehbare Zeit nicht ändern. Denn unser Räubersohn hat nicht umsonst einen hohen Pflegegrad bekommen. Wir werden ihn wegen der ICP wohl so lange er bei uns lebt Essen geben, waschen und anziehen müssen. Auch die unzähligen Therapie- und Arzttermine werden uns dauerhaft erhalten bleiben. Da würde es auch nichts helfen den Kinderwunsch noch fünf Jahre auf Eis zu legen. Nur dass wir Eltern dann älter wären, was nicht gerade hilfreich ist bei durchwachten Nächten.
„Es wird am Anfang halt sein wir mit Zwillingen.“ Das erzählte mir eine befreundete Mutter, deren erster Tiger-Sohn ebenfalls pflegebedürftig ist und im Sommer zum zweiten mal Mama wurde.
Naja, das ist nicht sehr tröstlich, aber andere Zwillingseltern überleben ja auch irgendwie diese Zeit, bei uns wird sie nur länger andauern. Das jüngere Geschwisterchen wird dann recht bald das eigentlich Ältere Überholen, seltsamer Gedanke aber in unserem Paralleluniversium ist das nun mal normal. Und wie gesagt, momentan sind wir ein äußerst seltener Gast in Kliniken, von diesem Standpunkt aus ist es sozusagen perfekt! Der kleine, bald große Bruder geht in den sonderpädagogischen Kindergarten, wir haben unsere treuen Unterstützer – die Pflegerinnen und Großeltern sowie die Paten – immer an unserer Seite und das zweite Kinderzimmer im barrierefreien Haus steht bereits, wenn auch zur Zeit noch der Fußboden fehlt.
Natürlich haben wir mehr Bedenken, als vor der ersten und zweiten Schwangerschaft. Wäre auch seltsam, wenn nicht. Meine Traumatherapeutin steht mir in dieser Phase Gott seid Dank sehr gut bei. Um pränatale Diagnostik machen wir trotzdem bzw. weiterhin so gut es geht einen Bogen. (Wir wissen ja dass wir nichts Genetisches vorliegen haben, seit der Untersuchung im Sommer). Der geplante Kaiserschnitt nimmt der Niederkunft etwas den Schrecken, der mir nach über zwei Jahren noch immer im Nacken sitzt.
Aber überhaupt – es könnte jetzt doch auch einfach mal alles gut gehen oder? Wir haben doch schon genug abbekommen, das reicht doch wirklich als Päckchen. Und unsere innere Pipi Langstrumpf ruft:
„Sei wild und frech und wunderbar“ und ganz laut: JETZT ERST RECHT!
Unser Räubersohn braucht eine Schwester oder einen Bruder zum Vorauskrabbeln, Brabbeln lernen, auch wenn wir mal nicht mehr sind, wird er dann hoffentlich nicht alleine sein. Wir wollen dem kleinen zukünftigen Erdenbürger auch nicht zu viel aufbürden, kein „Schattenkind“ erziehen. Einen Begriff den ich überhaupt nicht mag, weil er alles in so ein negatives Licht stellt, dabei kann es doch ein Hoffnungschimmer sein, dieses Geschwisterkind es muss nicht im Dunkeln leben.
Wer sagt dass es vor allem anstrengend wird? Von einem Leben mit einem Bruder mit Behinderung kann man viel lernen – auch über andere Menschen. Und vielleicht sind wir in manchen Dingen auch etwas entspannter, weil wir schon so viel erlebt haben in den letzten Jahren? Bei frühkindlichem Leistungsdruck machen wir nicht mit und bei überzogenen Entwicklungsansprüchen lächeln wir meist nur müde – bisher zumindest. Wie alles wird, wenn Nummero duo gelandet ist, wer weiß?
Wir wissen nur WIR alle brauchen dich kleines Menschchen, weil wir dich jetzt schon lieben und genau du uns gerade noch gefehlt hast – um uns als Familie komplett zu machen. – Und ja ich habe Angst, Angst vor der restlichen Schwangerschaft, der (kaiserlichen) Geburt, der Zeit mit zwei extrem auf mich angewiesenen kleinen Schreihälsen. Der Zukunft allgemein.
Aber wir freuen uns so sehr auf das kleine Wesen, dass es das einfach Wert ist.
Übrigens: Bald werde ich eine Mama für die Anderswelt interviewen, die zusammen mit ihrem Mann auch das Wagnis zweites Kind eingegangen ist, und von deren Erfahrungen wir sicher profitieren können.
Herzlichen Glückwunsch!
Alles Glück der Welt dass es gut wird und ihr eine wunderschöne Zeit zu viert haben werdet! Bei uns steht dieser Schritt dieses oder nächstes Jahr auch an denn wir wollen auch noch ein zweites Kind und lassen uns vom Schicksal unserer ersten Maus nicht davon abhalten!
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Danke liebe Sarah :-* wir haben auch einige positive Mut machende Vorbilder in unserem Umfeld, gerade auch in meinem Mamatreff, die sich auch an ein zweites Kind getraut haben. Euch viel alles, alles Gute , dass auch ihr bald voll freudiger Erwartung sein dürft ❤ Herzliche Grüße die kuglige Sophie (bin schon in Monat 5!)
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Herzlichen Glückwunsch!ich wünsche Euch eine riesige Menge Unbeschwerheit und ganz viele tolle Momente. Lg
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Vielen herzlichen Dank! Gerade genieße ich das Bauchgeblubbere 😍
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Herzlichen Glückwunsch 😊🤰🏼, ich kann dich auch nur ermutigen. Mein ältester Sohn ist körperlich und geistig schwer mehrfach behindert. Dennoch haben wir noch drei gesunde Kinder bekommen und sie geben einem soooooo viel Kraft. Alles gute und viel Freude 🙋🏼 Katja
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Vielen lieben Dank Katja. Wir sind auch ganz zuversichtlich und auch der Feinultraschall letzte Woche war GOTT SEI DANK unauffällig 🙂 Wie schön, dass ihr sogar noch drei Kinder „zu gelegt“ habt! Wer weiß, wer weiß 😉 liebe Grüße Sophie, die immer runder wird
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